Weder Dach noch Haus – ein Standort für das Aufarbeiten des hiesigen Kunstschaffens ist überfällig. Kommentar von Paul Bertemes

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Die Verleihung des Prix Grand-Duc Adolphe an Carine Kraus – der Preis wurde damit zum 100. Mal verliehen – veranlasst die Wort Kultur-Journalistin Marie-Laure Rolland zu einem begrüßenswerten Kommentar unter dem Titel « Sans domicile fixe ». Marie-Laure Rolland bemängelt zu Recht, dass es immer noch keine Heimstatt für das hiesige Kunstschaffen gibt.

Solche Stellungnahmen erfreuen. Schließlich waren die privaten Gründungen der sàrl mediArt 2004 und der ASBL mécénArt im 2010 ja nichts weiter als ein Hineinwirken in die hiesige Kunstszene mit dem Ziel, das luxemburgische Kunstschaffen der vergangenen sechs Jahrzehnte aufzuarbeiten und dauerhaft zugänglich zu machen.

In mannigfaltigen Zeitungsartikeln, Beiträgen zu Publikationen, Ausstellungen, Gesprächen mit Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und dem Öffentlichen Sektor haben wir immer wieder auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen, ein solches Dach für das Kunstschaffen aus luxemburgischen Ateliers zu schaffen. Das stieß mitunter auch auf Verständnis, es ging sogar von Standorten die Rede, es gab Sonntagsreden. Doch bekanntlich platzen spätestens am Montagmorgen, bei der alltäglichen Arbeit, auch die schillernsten Seifenblasen. Dabei geht es hier nicht um kulturellen Hurra-Patriotismus, es geht schlichtweg um die Verantwortung, die wir für den Umgang mit unserem Kulturerbe haben.

Mit jedem Tag, der vergeht, geht wichtiges Wissen verloren, werden Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern vergessen oder in alle Winde verstreut. Die Vorbereitungen zur Ausstellung “Les lauréats du Prix Grand-Duc Adolphe de 1946 à nos jours”, die mécénArt mit dem Cercle Artistique ausrichtete, hat gezeigt, welch heftige Schwachstellen sich da auftun. Dabei gibt es im ganz nahen Umfeld, im saarländischen Saarlouis, das Institut für Aktuelle Kunst im Saarland, das seit 20 Jahren nachhaltig unter Beweis stellt, wie so etwas ohne Verwaltungswasserkopf aber dafür mit persönlichem Engagement funktionieren kann. Die neue Regierung lässt uns ja wissen, sie wolle das Land wirksam vorantreiben. Im Kulturbereich kann sie an diesem Beispiel zeigen, wie sie mit Versäumnissen aus Vorgängertagen umgeht. Da beruhigt es, im Regierungsprogramm zu lesen: “La promotion nationale et internationale de nos créateurs et créations est une priorité absolue”.

 

Paul Bertemes

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