Regard sur… Jan Meyer-Rogge

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Wenn es gelingt, den Moment zu erkennen, in dem das Material beginnt, sich selbst zu organisieren, entferne ich mich schrittweise aus dem Vorgang und überlasse es jetzt dem Material zu handeln. Die Teile, aus denen die Skulptur entsteht, ordnen sich dann zu einer Einheit in Balance, in der der Prozeß, der ihre Existenz bedingt, erhalten bleibt. Es ist daher auch nicht wesentlich, daß ich die Skulptur selbst aufbaue. Jeder, der sie aufbaut, vollzieht sie dann selbst.

aus: Jan Meyer-Rogge: Im Punkt des Gleichgewichts, in: Michael Fehr (Hrsg.): Jan Meyer-Rogge. Balance of Power. Plastische Arbeiten 1977-1994, Nürnberg 1994, S. 69.

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Finden und Erfinden – im Unterschied zur nach festen Regeln und im Voraus konzipierten Konstruktion finde ich die inneren Zusammenhänge meiner skulpturalen Balancen eher intuitiv. Ich verschiebe und verlagere ihre Elemente experimentell. Das Zusammentreffen der Kräfte geschieht dabei unvorhergesehen und lässt sich nicht berechnen.

Deshalb bin ich auf Materialien angewiesen, an denen ich solche Energien entdecken und überprüfen kann, z.B. industriell vorgefertigtes Halbzeug aus Stahl. Meistens beginne ich mit Teilungen. Z.B. zwei Hälften eines Ringes als Anfang eines Prozesses, der Schritt für Schritt das Ganze bestimmt und der sich vom Ende her wieder zum Anfang zurück beziehen lässt, als Handlungskreis, in dem Gleichgewicht nicht konstruiert, sondern wie beim Balancieren gehalten wird.

(Jan Meyer-Rogge, in Statement zum Thema « Konstruieren », KunstKonkret Nr. 9, Saarbrücken 2003)
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Jan MEYER-ROGGE

ist 1935 in Hamburg geboren. Er studierte Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, gestaltete 1965 erste plastische Arbeiten. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied im Verein Ateliers für die Kunst in Hamburg. Er wurde u.a. mit dem Förderpreis der Heitland-Foundation und dem Edwin-Scharff-Preis des Hamburger Senates ausgezeichnet.

Das Ausstellungsprogramm in 2014 umfasst(e) Ausstellungsbeteiligungen an der Architectures du Silence, Galerie Gimpel & Müller, Paris, und an der Ausstellung Stahlplastik in Deutschland – gestern und heute des Kunstvereins Wilhelmshöhe Ettlingen sowie Einzelausstellungen in der Galerie Hoffmann, Friedberg, (mit Matti Kujasalo).

Seit 1970 hatte Jan Meyer-Rogge regelmäßig Einzelausstellungen u.a.: Museum gegenstandsfreier Kunst, Otterndorf; Galerie St, Johann, Saarbrücken; Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen; Kunstverein Bochum; Kunsthalle, Hamburg; Museum am Dom, Lübeck; Kunstverein Wolfenbüttel; Kunstverein Freiburg i.Br.; Museum der Stadt Salzwedel; Galerie Gimpel und Müller, Paris. Seine Werke waren in auch Gruppenausstellung u.a in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, in der Ex-UdSSR und in den USA zu sehen.

Werke im Öffentlichen Raum (Auswahl): Hochschule für Musik Hamburg; Kunst-Landschaft Springhornhof in Neuenkirchen; Freiburg i.Br.; Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl; Weserpromenade Osterdeich in Bremen; Feithstraße in Hagen; Skulpturenpark Schloss Wiligrad bei Schwerin